3. Sizilien unter der Herrschaft der Normannen: eine hybride Kultur?

Introduction

Die Entstehung eines „normannischen“ Königreichs in Sizilien setzte der in Süditalien und Sizilien vorherrschenden großen Vielfalt kein Ende. Die Einzigartigkeit dieses Königreichs war Resultat einer beispiellosen Vermischung lateinischer, griechischer und arabischer Elemente. Angesichts der großen religiösen Vielfalt (Juden, byzantinische und lateinische Christen und Muslime) entschieden sich die Herrscher des sizilianischen Königreichs für Toleranz. Diese Entscheidung trug zur Entstehung einer einzigartigen Situation bei.


Quelle 1

König Wilhelm II. widmet die Kathedrale von Monreale der Jungfrau Maria.

In der Mosaikdarstellung wird sowohl der byzantinische Einfluss auf die Technik (Mosaik) als auch auf das abgebildete Thema (die Darstellung der Kathedrale) ersichtlich. Die Figuren sind in der typisch byzantinischen Weise abgebildet: König Wilhelm II. (1166–1189) trägt die für byzantinische Herrscher typische Kleidung. Über der Figur der Jungfrau Maria befindet sich die in byzantinischen Kirchen häufig vorkommende griechische Inschrift M(ḗtē)r Th(e)ou (Mutter Gottes). Auch über der Figur des Königs Wilhelm II. ist eine lateinische Inschrift zu sehen: Rex Guillelmus s(e)c(und)us (König Wilhelm II). Die Verwendung von Inschriften für die Identifizierung von Figuren ist ebenfalls ein typisch byzantinisches Element.
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Ein aus der Kathedrale von Monreale stammendes Mosaik..
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Foto von José Luiz
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(30/03/2015)

Quelle 2

Die in der Tabula Rogeriana abgedruckte Weltkarte von Muhammad al-Idrisi

Der vom arabischen Namen Nuzhak al-mushtāq fi’khtirāq al-āfāq („Reise des Sehnsüchtigen, um die Horizonte zu durchqueren“) stammende Titel Tabula Rogeriana (die Karte von Roger) bezeichnet eine geographische Abhandlung aus dem Jahre 1138. Der sizilianische König Roger II. (1130 – 1154) beauftragte den arabischen Geographen Muhammad al-Idrisi (1099 – 1161) mit der Anfertigung einer Weltkarte. Für die Anfertigung stützte sich dieser nur auf seine eigenen Reisebeobachtungen, das geprüfte Wissen anderer Reisender, sichere Informationen sowie auf die Werke früherer Geographen. Der 1154 kurz vor dem Tod des Königs Roger II. fertiggestellte Band sollte die damals bekannte Welt beschreiben. Darin wird die Erde als Sphäre mit einem Umfang von 37.000 km (in Wirklichkeit sind es 40.000 km) dargestellt. Die Tabula Rogeriana ist insbesondere für die enthaltene Weltkarte mit Süd-Nord-Ausrichtung bekannt. Sie galt bis zum Erscheinen von Portolankarten gegen Ende des 13. Jahrhunderts als eine der genauesten Karten.
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Zusammenstellung der Bilder von der Bodleian Library MS Pococke 375 (Ausgabe von 1480).
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(30/03/2015)

Quelle 3a

König Roger II. in arabischer Kleidung

Die Darstellung von König Roger II. stammt von den Muqarnas der Palastkapelle in Palermo. Wie der Name vermuten lässt, war die Kapelle ein Bestandteil des königlichen Palastes und ihr Bau wurde 1132 von König Roger II. in Auftrag gegeben. Ihre Bauweise ist angelehnt an die byzantinische Architektur (Kirche mit Kuppel), aber die Dekoration weist vielfältige Einflüsse auf. So sind neben den ebenfalls byzantinisch inspirierten Mosaiken auch islamische Motive von den Muqarnas zu sehen. König Roger II. ist in arabischer Kleidung dargestellt. Der Stil insgesamt erinnert an die Porträts der Kalifen.
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Decke der Palastkapelle (Palermo)..
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(30/03/2015)

Quelle 3b

König Roger II. in byzantinischer Kleidung

Die Kirche von Martorana, auch als Santa Maria dell'Ammiraglio (Heilige Maria von Ammiratus) bekannt, wurde von Georg von Antiochien gegründet. Unter Roger II. war er ein hochrangiger Priester und erhielt 1143 den Titel eines Ammiratus. Die Kirche wurde für die Feier byzantinischer Gottesdienste und aus Respekt für die Tradition byzantinischer Kirchen gebaut. Sie umfasst daher auch die typische Kuppel sowie den griechischen Kreuzaufbau. Heute wird sie von der italo-albanischen/italo-griechischen Kirche genutzt; einer der Ostkirchen, die zwar integraler Bestandteil der römisch-katholischen Kirche ist, aber ihre Liturgie nach dem byzantinischen Ritus feiert. Das Mosaik stellt Roger II. in einer typisch byzantinischen Haltung dar: Gekleidet wie ein byzantinischer Herrscher erhält er die Krone von Christus. Dies ist ein klassisches Motiv in byzantinischen Mosaiken. Die Inschrift ist griechisch: Rogerios rḗx (König Roger) und I(ēsou)s Ch(ristó)s (Jesus Christus). Die Bezeichnung rḗx für König stammt aus dem Lateinischen. Sie wurde gewählt, da die ursprüngliche Bezeichnung für König basileús dem Kaiser vorbehalten war.
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Mosaik der Kirche von Martorana (Palermo).
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Foto von Matthias Süßen
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(30/03/2015)