Religion und Fundamentalismus
Maria Bombardieri. Ca' Foscari Universität Venedig (Italien)
Fundamentalismus bezeichnet einen als einzig wahr verstandenen und wörtlich ausgelegten Glauben. Eine fundamentalistische Auslegung lehnt Vergleiche, Bearbeitungen oder kritische Neuinterpretation der heiligen Glaubensschriften bewusst ab.
Der Begriff „Fundamentalismus“ wurde erstmals in Bezug auf eine bestimmte christlich-protestantische Lebensweise verwendet, welche als Antwort auf die Entwicklungen des christlichen „Modernismus“ in den USA des 19. Jahrhunderts entstand. Seit den 1970er Jahren wird der Begriff in vielerlei Zusammenhängen auf die Wiederbelebungen religiösen Lebens angewandt. In Verbindung mit Nichtchristen bezieht sich der Begriff meist auf Personen und Bewegungen in muslimischen und arabischen Ländern der letzten 20 Jahre des 20. Jahrhunderts, die eine Re-Islamisierung vorantreiben. Die Ausdrücke „muslimischer Fundamentalismus“ oder „islamischer Fundamentalismus“ sind hierbei sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der journalistischen Literatur allgemein gebräuchlich. Dieses Modul stellt drei Beispiele des Fundamentalismus vor: den christlichen Fundamentalismus in den USA, den jüdischen Fundamentalismus in Israel und schließlich den islamischen Fundamentalismus in Ägypten. Ein Beispiel kulturellen Fundamentalismus soll am Beispiel des Norwegers Anders Behring Breivik gegeben werden, der sich gegen „den“ Islam und den Multikulturalismus wandte. Heutzutage sehen es manche radikal-fundamentalistischen Gruppen als legitim an, Gewalttaten (Jihad) gegen Menschen zu verüben, welche ihre religiös-fundamentalistischen Ansichten ablehnen. Diese Legitimierung bietet den idealen Nährboden für im Namen der Religion verübte Terroranschläge. Terrorismus ist der systematische Gebrauch von angsterzeugender Gewalt als Mittel zur Durchsetzung gesellschaftspolitischer Ziele. Das Ziel islamischen Terrorismus sind Minderheiten und oftmals Muslime selbst.