1. Einleitung in die religiöse Pluralität der heutigen Zeit

Quelle 1

Religiöse Zugehörigkeit in Europa laut der EVS-Studie von 2008

Gehören Sie einer religiösen Glaubensgemeinschaft an?

(% der gültigen Antworten)
Ja 76. 4
Nein 23.6
Gesamt 100.0

Durchgeführt 2008 in 47 Ländern*, enthüllt die European Values-Studie, dass mehr als ¾ der Befragten nach wie vor einer Religion angehören, auch wenn dieser Wert vermutlich sehr unterschiedliche Formen religiöser Verpflichtung und Praktiken in jedem Land umfasst.
Welcher religiösen Glaubensgemeinschaft gehören Sie an?

(% der gültigen Antworten)
Römisch-katholisch 36.7
Evangelisch 14.5
Freikirchlich/nonkonformistisch/evangelikal 0.6
Jüdisch 0.2
Muslimisch 15.0
Hinduistisch 0.1
Buddhistisch 0.1
Orthodox 30.6
Andere 2.3
Gesamt 100.0

Die European Values Study (EVS) wurde 2008 in 47 europäischen Ländern durchgeführt: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordirland, Nordzypern, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russische Föderation, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ungarn, Ukraine, Weißrussland, Zypern.

by EUREL. Sociological and legal data on religions in Europe
Created: February 2014
http://www.eurel.info/spip.php?rubrique574&lang=en

Diese Tabelle, diese beiden Karten und das Bild bieten einen Überblick über die religiöse und konfessionelle (d. h. innerhalb einer bestimmten Religion existierende) Vielfalt im großeuropäischen Raum (entspricht den 47 Mitgliedsstaaten des Europarats).
Die Tabelle zeigt, dass ¾ der Europäer angeben, einer Religion anzugehören (der Anteil wäre kleiner, wenn man nur die Mitgliedsstaaten der EU berücksichtigen würde). Andere statistische Quellen zeigen, dass die höchsten Zugehörigkeitswerte in Polen, der Türkei und Rumänien gegeben sind, wohingegen sich die niedrigsten Werte in Schweden, Tschechien und den Niederlanden finden. Zu beachten ist, dass Religionszugehörigkeit und gelebte Religion nicht gleichzusetzen sind. Zugehörigkeitszahlen bilden (lediglich) die religiöse Identität ab, die häufig an die nationale und ethnisch-nationale Identität gebunden ist bzw. von dieser beeinflusst wird.
Weiterhin zeigt die Tabelle, dass der Katholizismus (vorwiegend in West- und Südeuropa) und das Orthodoxe Christentum (vorwiegend in Russland und Süd-Ost-Europa) die vorherrschenden Glaubensrichtungen sind. Islam und Protestantismus folgen mit nahezu gleicher Verbreitung (der Islam ist in der Türkei und in einigen der Balkanstaaten präsent, während der Protestantismus hauptsächlich in Nord- und Mitteleuropa verbreitet ist). Beachtet, dass eine Karte ausschließlich der EU-Staaten zu anderen Ergebnissen geführt hätte – in diesem Fall wären Katholizismus und Protestantismus die beiden vorherrschenden religiösen Gruppen.
Ein Vergleich zwischen den Quellen 2a und 2b macht es uns möglich, die Entwicklung der Verbreitung des muslimischen Glaubens in Europa nachzuvollziehen. Karte 2a zeigt Gebiete auf dem europäischen Kontinent, in denen Muslime seit langer Zeit leben und die Mehrheit bilden. Karte 2b zeigt hingegen die heutige Verteilung von Muslimen (oder, um genau zu sein, von Menschen mit einem muslimisch geprägten kulturellen Erbe, die deswegen aber nicht zwangsläufig muslimischen Glaubens sein müssen) innerhalb Europas. Der Unterschied ist deutlich erkennbar – auf der einen Seite stehen Länder wie Frankreich, Deutschland und Schweden sowie in geringerem Maße Großbritannien, Italien und Spanien, in denen die muslimische Bevölkerungsanteile zumeist das Ergebnis von Migrationsbewegungen in der jüngeren Vergangenheit sind (hauptsächlich während der 60er-Jahre in Mitteleuropa und während der 80er- und 90er-Jahre in Südeuropa). Auf der anderen Seite stehen Teile Osteuropas (Russland und die Balkanstaaten), in denen muslimische Bevölkerungsanteile das Resultat der weiter zurückliegenden Geschichte sind. Wie auch im Hinblick auf asiatische Religionen (hauptsächlich Hinduismus und Buddhismus und deren unterschiedliche Strömungen und Schulen), sind die meisten Menschen mit einem muslimisch geprägten kulturellen Erbe Migranten oder stammen von Migranten ab (in Westeuropa, aber nicht in Osteuropa).

Quelle 2a

Karte vornehmlich muslimisch geprägter Teile Europas

map

Diese Tabelle, diese beiden Karten und das Bild bieten einen Überblick über die religiöse und konfessionelle (d. h. innerhalb einer bestimmten Religion existierende) Vielfalt im großeuropäischen Raum (entspricht den 47 Mitgliedsstaaten des Europarats).
Die Tabelle zeigt, dass ¾ der Europäer angeben, einer Religion anzugehören (der Anteil wäre kleiner, wenn man nur die Mitgliedsstaaten der EU berücksichtigen würde). Andere statistische Quellen zeigen, dass die höchsten Zugehörigkeitswerte in Polen, der Türkei und Rumänien gegeben sind, wohingegen sich die niedrigsten Werte in Schweden, Tschechien und den Niederlanden finden. Zu beachten ist, dass Religionszugehörigkeit und gelebte Religion nicht gleichzusetzen sind. Zugehörigkeitszahlen bilden (lediglich) die religiöse Identität ab, die häufig an die nationale und ethnisch-nationale Identität gebunden ist bzw. von dieser beeinflusst wird.
Weiterhin zeigt die Tabelle, dass der Katholizismus (vorwiegend in West- und Südeuropa) und das Orthodoxe Christentum (vorwiegend in Russland und Süd-Ost-Europa) die vorherrschenden Glaubensrichtungen sind. Islam und Protestantismus folgen mit nahezu gleicher Verbreitung (der Islam ist in der Türkei und in einigen der Balkanstaaten präsent, während der Protestantismus hauptsächlich in Nord- und Mitteleuropa verbreitet ist). Beachtet, dass eine Karte ausschließlich der EU-Staaten zu anderen Ergebnissen geführt hätte – in diesem Fall wären Katholizismus und Protestantismus die beiden vorherrschenden religiösen Gruppen.
Ein Vergleich zwischen den Quellen 2a und 2b macht es uns möglich, die Entwicklung der Verbreitung des muslimischen Glaubens in Europa nachzuvollziehen. Karte 2a zeigt Gebiete auf dem europäischen Kontinent, in denen Muslime seit langer Zeit leben und die Mehrheit bilden. Karte 2b zeigt hingegen die heutige Verteilung von Muslimen (oder, um genau zu sein, von Menschen mit einem muslimisch geprägten kulturellen Erbe, die deswegen aber nicht zwangsläufig muslimischen Glaubens sein müssen) innerhalb Europas. Der Unterschied ist deutlich erkennbar – auf der einen Seite stehen Länder wie Frankreich, Deutschland und Schweden sowie in geringerem Maße Großbritannien, Italien und Spanien, in denen die muslimische Bevölkerungsanteile zumeist das Ergebnis von Migrationsbewegungen in der jüngeren Vergangenheit sind (hauptsächlich während der 60er-Jahre in Mitteleuropa und während der 80er- und 90er-Jahre in Südeuropa). Auf der anderen Seite stehen Teile Osteuropas (Russland und die Balkanstaaten), in denen muslimische Bevölkerungsanteile das Resultat der weiter zurückliegenden Geschichte sind. Wie auch im Hinblick auf asiatische Religionen (hauptsächlich Hinduismus und Buddhismus und deren unterschiedliche Strömungen und Schulen), sind die meisten Menschen mit einem muslimisch geprägten kulturellen Erbe Migranten oder stammen von Migranten ab (in Westeuropa, aber nicht in Osteuropa).

CC BY-SA 3.0
Image under URL: http://en.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Europe#/media/File:IslamInEurope.png

Quelle 2b

Der Islam in Europa in Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes

map

Prozentualer Anteil an Muslimen in Europa 2010

map

Diese Tabelle, diese beiden Karten und das Bild bieten einen Überblick über die religiöse und konfessionelle (d. h. innerhalb einer bestimmten Religion existierende) Vielfalt im großeuropäischen Raum (entspricht den 47 Mitgliedsstaaten des Europarats).
Die Tabelle zeigt, dass ¾ der Europäer angeben, einer Religion anzugehören (der Anteil wäre kleiner, wenn man nur die Mitgliedsstaaten der EU berücksichtigen würde). Andere statistische Quellen zeigen, dass die höchsten Zugehörigkeitswerte in Polen, der Türkei und Rumänien gegeben sind, wohingegen sich die niedrigsten Werte in Schweden, Tschechien und den Niederlanden finden. Zu beachten ist, dass Religionszugehörigkeit und gelebte Religion nicht gleichzusetzen sind. Zugehörigkeitszahlen bilden (lediglich) die religiöse Identität ab, die häufig an die nationale und ethnisch-nationale Identität gebunden ist bzw. von dieser beeinflusst wird.
Weiterhin zeigt die Tabelle, dass der Katholizismus (vorwiegend in West- und Südeuropa) und das Orthodoxe Christentum (vorwiegend in Russland und Süd-Ost-Europa) die vorherrschenden Glaubensrichtungen sind. Islam und Protestantismus folgen mit nahezu gleicher Verbreitung (der Islam ist in der Türkei und in einigen der Balkanstaaten präsent, während der Protestantismus hauptsächlich in Nord- und Mitteleuropa verbreitet ist). Beachtet, dass eine Karte ausschließlich der EU-Staaten zu anderen Ergebnissen geführt hätte – in diesem Fall wären Katholizismus und Protestantismus die beiden vorherrschenden religiösen Gruppen.
Ein Vergleich zwischen den Quellen 2a und 2b macht es uns möglich, die Entwicklung der Verbreitung des muslimischen Glaubens in Europa nachzuvollziehen. Karte 2a zeigt Gebiete auf dem europäischen Kontinent, in denen Muslime seit langer Zeit leben und die Mehrheit bilden. Karte 2b zeigt hingegen die heutige Verteilung von Muslimen (oder, um genau zu sein, von Menschen mit einem muslimisch geprägten kulturellen Erbe, die deswegen aber nicht zwangsläufig muslimischen Glaubens sein müssen) innerhalb Europas. Der Unterschied ist deutlich erkennbar – auf der einen Seite stehen Länder wie Frankreich, Deutschland und Schweden sowie in geringerem Maße Großbritannien, Italien und Spanien, in denen die muslimische Bevölkerungsanteile zumeist das Ergebnis von Migrationsbewegungen in der jüngeren Vergangenheit sind (hauptsächlich während der 60er-Jahre in Mitteleuropa und während der 80er- und 90er-Jahre in Südeuropa). Auf der anderen Seite stehen Teile Osteuropas (Russland und die Balkanstaaten), in denen muslimische Bevölkerungsanteile das Resultat der weiter zurückliegenden Geschichte sind. Wie auch im Hinblick auf asiatische Religionen (hauptsächlich Hinduismus und Buddhismus und deren unterschiedliche Strömungen und Schulen), sind die meisten Menschen mit einem muslimisch geprägten kulturellen Erbe Migranten oder stammen von Migranten ab(in Westeuropa, aber nicht in Osteuropa).

Image retrieved https://en.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Europe#/media/File:Islam_in_Europe-2011.svg
(24/07/2015)
CC BY-SA 3.0
Table data retrieved in
http://www.pewforum.org/2011/01/27/table-muslim-population-by-country/

Quelle 3

Drei religiöse Bauten, die in Bosanska Krupa, einer Stadt in Bosnien, nebeneinanderstehen

map

Bosanska Krupa ist eine kleine Stadt in Bosnien und Herzegowina, einem Bundesstaat, der aus der Auflösung Jugoslawiens in den 1990er-Jahren entstanden ist. Sie ist durch das Nebeneinander dreier religiöser Gruppen gekennzeichnet: Katholiken, orthodoxe Christen und Muslime. Aus diesem Grund gibt es in der Stadt eine katholische Kirche, eine orthodoxe Kirche und eine Moschee. Jede der Glaubensrichtung verweist auf eine national-ethnische Gemeinschaft: Kroatisch auf Katholizismus, serbisch auf die orthodoxe Kirche und bosniakisch auf den Islam (beachte: Der Ausdruck „bosniakisch“ bezieht sich ausdrücklich auf diese innernationale ethnische Identität, während der Ausdruck „bosnisch“ auf die Staatsbürgerschaft von Bosnien und Herzegowina verweist). Diese religiöse Pluralität ist der Geschichte geschuldet, da das Gebiet des heutigen Bosniens sich an der Grenze zwischen den lateinisch und griechisch geprägten Teilen des Römischen Reiches befand. Die Präsenz einer muslimischen Gemeinschaft rührt vom Übertritt der slawischen Bevölkerung zum Islam während der Osmanischen Herrschaft (15. bis 19. Jahrhundert) her. Während des Bosnienkriegs (1992 – 1995) wurden viele religiöse Gebäude der Minderheiten durch die im jeweiligen Gebiet dominanten ethnischen Gruppen in der Absicht einer „ethnische Säuberung“ zerstört (so etwa Moscheen in von Serben dominierten Gebieten und umgekehrt). Dieser noch nicht lange zurückliegende Krieg erinnert an die Religionskriege, die den europäischen Kontinent in der Vergangenheit auseinandergerissen haben. Auch heute noch ist der Frieden zwischen den Gemeinschaften so instabil, dass die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) einen „Hohen Repräsentanten“ in Bosnien ernannt hat, der über die Befugnis zur Aufhebung von Erlassen und Gesetzen verfügt, die den Ausgleich zwischen den drei Volksgruppen des Landes gefährden könnten.

Photography by Mazbln - Own work.
Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bosanska_Krupa_Churches.JPG#/media/File:Bosanska_Krupa_Churches.JPG