2. Die bedeutendsten christlichen Feiertage

Einführung

Der christliche Kalender geht auf den römischen Kalender zurück. Er legt die Zeitpunkte der christlichen Feiertage fest, die in verschiedenen Abständen um das zentrale Osterfest organisiert sind. Die Abfolge der Feiertage ist in allen christlichen Kirchen identisch, wenngleich es beim Datum zu Abweichungen kommen kann. Bei der Entwicklung des christlichen Kalenders spielten bereits früh astronomische Berechnungen eine wichtige Rolle, da sie zur Bestimmung des Osterdatums herangezogen wurden. Alle beweglichen Feiertage wurden in Relation zu Ostern angesetzt. Obwohl der allgemeine Kalender auf dem christlichen Kalender basiert, entspricht das Kalenderjahr nicht dem liturgischen Jahr, das die Abfolge der Feiertage organisiert. In der katholischen und evangelischen Kirche beginnt das liturgische Jahr, auch Kichenjahr genannt, mit dem Advent (vom Lateinischen adventus „Ankunft“ oder „Beginn“). In der orthodoxen und orientalischen Kirche beginnt das liturgische Jahr am 1. September, dem ersten Tag des Kalenderjahres im byzantinischen Reich.


Quelle 1a

Die Krippe


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Eine Krippe ist eine figurative Darstellung der Geburt Jesu mit der Heiligen Familie. Oft zeigt die Darstellung auch Ochs und Esel (bezugnehmend auf die apokryphen Schriften) oder Hirten (nach dem Lukasevangelium 2, 8 – 16) sowie die drei Waisen (nach dem Matthäusevangelium 2, 11). Die ersten Krippen waren im 15. und 16. Jahrhundert in Kirchen zu sehen. Franz von Assisi hatte allerdings bereits 1223 eine lebensechte Krippenszene nachgestellt – inspiriert von Andachtsübungen, die die Geburt Jesu als Krippenspiel inszenierten. Die Verehrung der Krippe findet ihre Wurzel in der Verehrung des Jesuskinds seitens des Franziskanerordens und der Kongregation der Oratorianer. Während des Barocks verbreitete sich die Krippe mit den Jesuiten in Europa. Im 19. Jahrhundert erhielt die Krippe einen intimeren und familiäreren Charakter und wurde gleichzeitig mit Volks- und Folkloreelementen versehen, die zwar mit Weihnachten in Verbindung standen, aber bestimmten religiösen Vorgaben nicht entsprachen. So hielt die Krippe langsam Einzug in die Häuser in geeigneter, kleinerer Form, wie beispielsweise in Form der Santons der Provence (in der Provence in Südfrankreich hergestellte Figuren). In den Kirchen waren die Figuren nach wie vor lebensgroß. Die detail- und bilderreichen Miniaturdarstellungen, innerhalb derer die Geburtsszene nur ein Element des Ganzen darstellt, waren Ausdruck einer säkularen und volkstümlichen Wiederaneignung mit teils starken lokalen Bezügen.

Quelle 1b

Der Weihnachtsbaum


Frei zugänglich

Die Ursprünge des Weihnachtsbaums gehen möglicherweise auf alte keltische Traditionen zur Feier der Wintersonnwende zurück. Heutzutage geht man davon aus, dass die Ursprünge des Weihnachtsbaums auf religiösen Streitigkeiten während der Reformation basieren. Anders als die Krippe war der Weihnachtsbaum eine beliebte Tradition, die nicht in Bezug zu dogmatischen Vorschriften stand. In den Augen der Protestanten kam das Aufstellen der Krippe mit ihren Figuren der Götzenanbetung mit Tendenz zum Aberglauben gleich. Der Baum des Paradieses (in Ostfrankreich meist eine Fichte) erhielt mit roten Äpfeln geschmückt mehr symbolische Bedeutung. Auch in den mittelalterlichen Mysterienspielen war dieser Baum ein Bestandteil der Geburtsszene Jesu. Ab dem 16. Jahrhundert stellten die Bewohner des Elsasses (im heutigen Ostfrankreich) den Baum des Paradieses in ihren eigenen Häusern auf. Sie dekorierten ihn mit roten Kugeln und kleinen, weißen Kuchen, die Hostien symbolisierten. Die Kerzen waren ein Symbol Christi, des neuen Adams, des Lichts der Welt. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich dieser Brauch auch unter Katholiken, die den Weihnachtsbaum zusätzlich zur Krippe aufstellten. Später wurde der Weihnachtsbaum säkularisiert. Aufgrund seines im Vergleich zur Krippe geringeren religiösen Symbolgehalts ist der Weihnachtsbaum auch über christliche Kreise hinaus zum Zentrum des beliebten Festes für alle geworden.

Quelle 1c

Der abendliche Besuch des Heiligen Nikolaus

In vielfacher Hinsicht ist die mit dem Heiligen Nikolaus verbundene Tradition zusammen mit der Tradition des Weihnachtsbaums entstanden. Der am 6. Dezember gefeierte Heilige Nikolaus war in Belgien, der deutschsprachigen Welt sowie in anglo-amerikanischen Ländern eine bedeutende Figur. Der heilige Bischof von Myra, Anatolien, und Beschützer der Kinder stellte die beliebte christianisierte Version der Figuren dar, die heidnischen Bräuchen zufolge im Winter Geschenke an Kinder verteilten, wie etwa der Julenisse (Weihnachtskobold). Ab dem 16. Jahrhundert traten zum Heiligen Nikolaus andere gabenbringende Figuren hinzu, die in Verbindung mit dem 25. Dezember standen, wie etwa der Père Noël in Frankreich, Father Christmas in England und das Christkind und der Weihnachtsmann in Deutschland. Unter dem Einfluss der Reformation wurde die Figur des Heiligen Nikolaus säkularisiert. In den Niederlanden wurde er zu Sinter Klaas und gelang so über die holländische Kolonie Nieuwe Amsterdam (das heutige New York) nach Amerika. Bereits 1823 wurde der Großteil der Merkmale des modernen Weihnachtsmanns in einem Gedicht mit dem Titel „Der Besuch vom Heiligen Nikolaus“ beschrieben. Der Heilige Nikolaus hatte seine religiösen Merkmale (Mitra und Stab) verloren, trug aber noch immer seinen weißen Bart und seine rote Kleidung. Sein Esel wurde durch einen von Rentieren gezogenen Schlitten ersetzt und seine Aufgabe bestand nun in der Verteilung von Geschenken an Heiligabend. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Verbreitung der Figur des Santa Claus durch die mit Weihnachten verbundenen Illustrationen in amerikanischen und britischen Zeitungen weiter gefördert. 1931 tauchte die beliebte Figur sogar in der Coca-Cola Werbung auf, was zu einer noch weiteren Verbreitung beitrug. In den Augen mancher Katholiken stand die Beliebtheit des Weihnachtsmannes in Konkurrenz zur religiösen Bedeutung der Krippe. Mittlerweile ist die beliebte Weihnachtsfigur vollkommen säkularisiert und für Kinder zur Hauptfigur des Festes geworden.


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Frei zugänglich

Quelle 2a

Die Auferstehung

3 Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, 4 und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, 5 und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. 6 Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. […] 17 Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; […]

1. Brief des Paulus an die Korinther, 15, 3 – 6; 17.
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(20.10.2015).

Der erste Korintherbrief enthält den ältesten Verweis auf die Auferstehung Jesu und die Bedeutung, die dieses Ereignis für die christliche Urgemeinde der damaligen Zeit hatte. Der nachfolgende Auszug umfasst die ersten Verse, die auch ins Glaubensbekenntnis eingegangen sind.

Quelle 2b

Prozession während der Karwoche in Salamanca, Spanien


In Spanien werden während der Karwoche (der Woche vor Ostern) Prozessionen von Bruderschaften veranstaltet, von denen einige bis auf das Mittelalter zurückgehen. Diese Prozessionen stellen einen Akt der Buße dar. Die Bruderschaften tragen Nazarenos, wobei es sich um Büßergewänder handelt, welche teils auch eine Spitzhaube vorsehen. Sie tragen die Pasos, d. h. eine Statue oder eine Gruppe von Statuen, die Christus, die Jungfrau Maria, einen Heiligen oder aber eine spezielle Begebenheit darstellen, die einen Bezug zu Karwoche hat.

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(30/03/2015)

Quelle 3a

Entschlafung Mariens


Am 15. August feiern die orthodoxen und die orientalischen Kirchen die Entschlafung Mariens. Der Begriff Entschlafung verweist auf einen friedvollen Tod und findet für Heilige Verwendung, die kein Martyrium erlitten. Die Jungfrau Maria starb der Überlieferung zufolge friedlich. Ihre Seele (repräsentiert durch eine Miniatur der Jungfrau Maria) wurde unverzüglich von Christus empfangen und vor ihrem Aufstieg in den Himmel ward sie wiederauferstanden.

Elfenbeinplatte, hergestellt in Konstantinopel im späten 10. oder frühen 11. Jahrhundert. Musée national du Moyen Âge, Frankreich.
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(30/03/2015)

Quelle 3b

Mariä Himmelfahrt

In der katholischen Kirche wird am 15. August Mariä Himmelfahrt gefeiert. Die katholische Tradition setzt sich mit dem Tod von Maria nicht direkt auseinander. Der Ausdruck „Fahrt“ (im Englischen „Aufnahme“) bezieht sich auf die Vorstellung, dass sie „hochgehoben“ wurde, um mit Leib und Seele in den Himmel aufzufahren. Dies steht im Gegensatz zu der Annahme, dass gewöhnliche Menschen bis zum Jüngsten Tag warten müssen, um die Auferstehung zu erfahren. Im Jahr 1950 entschied Papst Pius XII (Papst von 1939 bis 1958), dass die Himmelfahrt zu einem Dogma der katholischen Kirche werden würde.

Gemälde von Michel Sittow (1449 – 1525), aus der National Gallery of Art
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(30/03/2015)