Religionen, Migrationen und Minderheiten

Maria Rizzuto. Ca' Foscari Universität Venedig (Italien)

Religionen spielen eine wichtige Rolle bei der Identitätsüberlieferung von Minderheiten mit Migrationshintergrund in Diaspora-Kontexten. Das deutsche Wort migration leitet sich vom lateinischen Verb migrare ab, was so viel wie „von einem Ort an einen anderen ziehen“ bedeutet. Menschliche Migration impliziert den dauerhaften Wechsel des Wohnorts von einzelnen oder einer Gruppe aus unterschiedlichen Gründen (siehe Präsentation 3). Dieses Konzept steht mit demjenigen der Diaspora in Zusammenhang. Das Konzept der Diaspora wird seit langem in Bezug auf die Griechen und die hellenische Welt sowie auf das Judentum nach dem Fall von Jerusalem im frühen 6. Jahrhundert vor Christus angewandt. In den 1950er- und 1960er-Jahren begannen Wissenschaftler, den Begriff auch im Hinblick auf die afrikanische Diaspora anzuwenden. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Begriffsgebrauch noch weiter ausgedehnt. Die Gruppen von Migranten stellen an ihrem Ankunftsort möglicherweise eine Minderheit dar: Eine Minderheit ist eine kulturell, ethnisch und religiös eigenständige Gruppe, die zugleich mit einer anderen, dominierenden Gruppe existiert, dieser aber untergeordnet ist.

So, wie der Begriff innerhalb der Sozialwissenschaften benutzt wird, stellt dieses Untergeordnetsein das hauptsächliche Abgrenzungsmerkmal einer Minderheitengruppe dar.Diejenigen Gruppen, die ihren Wohnort wechseln, sind im Gastland häufig eine Minderheit.