3. Die Upanishaden und die hinduistische Weltanschauung

Quelle 1

Brhadaranyaka Upanishad, IV, 4,6

Die Upanishaden sind die jüngsten Texte im Werk des Vedas-Korpus, den verschriftlichten Grundlagen der hinduistischen Religion. Die Upanishaden (verfasst etwa um 500 vor unserer Zeitrechnung) enthalten die erste Entstehung einiger der zentralen religiösen Konzepte des Hinduismus. Diese hier sind Exzerpte der Brihadaranyaka-Upanishad und der Chandogya-Upanishad, die sich mit den grundlegenden Konzepten des Atman, Brahman und Samsara, dem Zyklus der Wiedergeburt, befassen.

5. Wahrlich dieses Selbst ist das Brahman,
bestehend aus Erkenntnis,     aus Manas,     aus Leben,     aus Auge,     aus Ohr,
bestehend aus Erde,     aus Wasser,     aus Wind,     aus Äther,
bestehend aus Feuer             und nicht aus Feuer,
      aus Lust               und nicht aus Lust,
      aus Zorn              und nicht aus Zorn,
      aus Gerechtigkeit und nicht aus Gerechtigkeit,
bestehend aus allem.
Je nachdem einer nun besteht aus diesem oder aus jenem,
je nachdem er handelt, je nachdem er wandelt, danach wird er geboren;
wer Gutes tat, wird als Guter geboren,     wer Böses tat, wird als Böser geboren,
heilig wird er durch heiliges Werk,     böse durch böses.
Darum, fürwahr, heißt es
«Der Mensch ist ganz und gar gebildet aus Begierde (kâma);
  je nachdem seine Begierde ist, danach ist seine Einsicht (kratu),
  je nachdem seine Einsicht ist, danach tut er das Werk (karman),
  je nachdem er das Werk tut, danach ergehet es ihm».
6. Darüber ist dieser Vers:
Dem hängt er nach, dem strebt er zu mit Taten,
Wonach sein inn'rer Mensch und sein Begehr steht; –
Wer angelangt zum Endziele
Der Werke, die er hier begeht,                 
Der kommt aus jener Welt wieder
Zu dieser Welt des Werks zurück.
So geht es mit dem Verlangenden (kâmayamâna).
Nunmehr von dem Nichtverlangenden (akâmayamâna).
Wer ohne Verlangen, frei von Verlangen, gestillten Verlangens, selbst sein Verlangen ist,
dessen Lebensgeister ziehen nicht aus;
sondern Brahman ist er, und in Brahman geht er auf.
7. Darüber ist dieser Vers:
Wenn alle Leidenschaft schwindet,
Die nistet in des Menschen Herz,
Dann wird, wer sterblich, unsterblich,
Schon hier erlangt das Brahman er.

Aus: Michel, Peter (Hg.) (2006): Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda. In der Übersetzung von Paul Deussen. Hrsg. und eingeleitet von Peter Michel. Wiesbaden: Marixverl., S. 476 – 477.

Quelle 2

Chândogya-Upanishad, V, 10,7; Chândogya-Upanishad, V, 10,9

Die Upanishaden sind die jüngsten Texte im Werk des Vedas-Korpus, den verschriftlichten Grundlagen der hinduistischen Religion. Die Upanishaden (verfasst etwa um 500 vor unserer Zeitrechnung) enthalten die erste Entstehung einiger der zentralen religiösen Konzepte des Hinduismus. Diese hier sind Exzerpte der Brihadaranyaka-Upanishad und der Chandogya-Upanishad, die sich mit den grundlegenden Konzepten des Atman, Brahman und Samsara, dem Zyklus der Wiedergeburt, befassen.

7. Welche nun hier einen erfreulichen Wandel haben,
für die ist Aussicht, dass sie in einen erfreulichen Mutterschoß eingehen,
einen Brahmanenschoß oder Kshatriyaschoß oder Vaishyaschoß; –
die aber hier einen stinkenden Wandel haben,
für die ist Aussicht, daß sie in einen stinkenden Mutterschoß eingehen,
einen Hundeschoß, oder Schweineschoß, oder in einen Candâlaschoß.

[...]

9. Der Dieb des Goldes und der Branntweintrinker,
Brahmanenmörder, Lehrers Bett Beflecker,
Die vier und fünftens, wer mit ihnen umgeht, stürzt

Aus: Michel, Peter (Hg.) (2006): Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda. In der Übersetzung von Paul Deussen. Hrsg. und eingeleitet von Peter Michel. Wiesbaden: Marixverl., S. 144.

Quelle 3

Sadhu

Ein Sadhu, ein „guter, heiliger Mann“, ist im Hinduismus ein religiöser Asket oder eine heilige Person. Der Sadhu widmet sich ausschließlich dem Erreichen von Moksha (Befreiung) durch Meditation und asketische Praktiken. Sie führen die Tradition der sogenannten Shramana (Entsagenden) fort, die zwischen dem achten und dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung entstand.

Sadhu

Mit freundlicher Genehmigung von Prof. James Lochtefeld