2. Der Körper im Hinduismus

Quelle 1

1.BHAGAVADGITA – DES ERHABENEN SANG 14, 4 – 12

4 In allen Mutterschößen, Freund, welche Gestalten auch entstehn, Brahman ist deren Mutterschoß, den Samen geb' als Vater ich.
5 Güte, Leidenschaft, Finsternis, die Qualitäten der Natur, Sie fesseln in dem Leibe hier den Geist, den unvergänglichen.
6 Güte ist strahlend, leidenlos, weil sie von allen Flecken frei, Sie fesselt durch das Hängen an dem Glück und an dem Wissen dich.
7 Die Leidenschaft ist voll Begehr, erzeugt das Hängen an dem Durst, Sie fesselt deine Seele hier durch Hängen an der Tatenlust.
8 Finsternis aus Nichtwissen stammt und alle Sterblichen betört, Sie fesselt durch Nachlässigkeit, Faulheit und Schlaf, o Bhârata.
9 Güte läßt hängen an dem Glück, Leidenschaft an der Tatenlust, Finsternis an Nachlässigkeit, nachdem das Wissen sie umhüllt.
10 Zwingst Leidenschaft und Dunkel du, dann tritt die Güte siegreich vor, Wenn Leidenschaft und Güte-Dunkel; wenn Güt' und Dunkel-Leidenschaft.
11 Wenn in des Leibes Pforten all des Wissens helles Licht erscheint, Dann wisse wohl, dann wuchs in ihm die Qualität der Güte groß.
12 Habsucht, Streben, Unternehmen von Taten, Unruh und Begier, Diese entstehn, o Bhârata, wenn Leidenschaft erwachsen ist.

Die Textstelle ist dem 14. Kapitel der Bhagavad Gita entnommen, einem Schriftstück mit 700 Versen, welches Teil des größeren hinduistischen Epos Mahabharata ist. Es ist ein heiliger Text der Hindus. Es gibt verschiedene Theorien über den Entstehungszeitraum. Wissenschaftler nehmen eine Zeit zwischen dem fünften und dem zweiten Jahrhundert n. Chr. an. Den narrativen Rahmen der Bhagavad Gita bildet ein Dialog zwischen Prinz Arjuna und seinem Führer Krishna, eine Manifestation des Höchsten Gottes Vishnu. Das 14. Kapitel heißt „Die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur“: Krishna erläutert Belange, die Güte, Leidenschaft und Unwissenheit betreffen, die einen Einfluss auf alles materiell Existierende haben. Dies sind die wesentlichen Kennzeichen, durch die die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur charakterisiert werden. Der Einfluss jeder einzelnen beeinflusst Lebewesen und bestimmt deren gegenwärtiges und zukünftiges Leben.

Bhagavadgita 14, 4 – 12
Aus: Otto, Walter (Hrsg.) (1922): Bhagavadgita – Des Erhabenen Sang. Übertragen und eingeleitet von Leopold von Schroeder. Jena: Eugen Diederichs Verlag (Religiöse Stimmen der Völker; Die Religion des alten Indien II), S. 66.

Quelle 2

Upanayana: Die heilige Schnur. Aufzeichnung einer zeitgenössischen Zeremonie in New Jersey, produziert vom „Pluralismus-Projekt“ der Harvard University

Es ist Sonntagmorgen am hinduistischen Sri Venkateswara-Tempel in Bridgewater, New Jersey. Heute erhalten Shridhar und Tejas das heilige Mantra, das seit über 3000 Jahren hinduistischen Jungen ins Ohr geflüstert wird. Es heißt Gayatri Mantra: „Lasst uns meditieren über das herrliche Licht der Sonne, der Schöpferin. Mag es unseren Geist lenken und erleuchten.“ Das Sprechen des Mantras bildet den Höhepunkt einer Reihe spezieller Initiationsriten des sogenannten Upanayanas. In diesen Riten werden Jungen zur Unterweisung zu einem Guru, einem Lehrer, geschickt. Es sind Riten der Wiedergeburt in die Welt der Veden. Man sagt, dass im Altertum sowohl Jungen als auch Mädchen ein Recht auf Upanayana hatten, aber für den Großteil der letzten 2500 Jahre war es in erster Linie ein Ritus für Jungen. Im heutigen Amerika werden jedoch auch wieder Mädchen dem Upanayana unterzogen. Der große Saal des Sri Venkateswara-Tempels ist mit Familie und Freunden gefüllt. (…)
Dort werden die Jungen mit Blumen bekränzt und ein wenig Haar wird abgeschnitten, anstelle einer vollständigen Rasur des Kopfes, wie sie normalerweise im Upanayana-Ritus in traditionellen Kreisen Indiens stattfinden würde. Die Jungen und ihre Eltern sitzen erhöht auf einem Podium an der Stirnseite des Saales, wo das heilige Feuer entzündet wird. Der Guru singt Mantren, während er Öl mit einer Kelle in das Feuer gießt, um die Flamme hell erleuchten zu lassen. (…) Am wichtigsten ist die Schnur, die jeder bekommt und die über der linken Schulter und unter dem rechten Arm getragen wird, und so zeigt, dass man für das Studium der Veden und die Durchführung der vielen Rituale bereit ist. Der Junge wird diese Schnur während seiner Zeit als Schüler tragen und später auch als Familienvater. (…)
Heute bedeutet Upanayana nicht mehr, dass man das Zuhause verlässt, um das asketische Leben eines Schülers zu führen. Jedoch symbolisiert es eine wachsende Ernsthaftigkeit bei der Auseinandersetzung mit der heiligen überlieferten Tradition und der Aneignung der Tradition der Vorfahren als die seinige. Der Upanayana ist eine der Samskaras, der Übergangsriten, die den gesamten Verlauf des Lebens vieler Hindus begleiten. In der Ausübung all dieser Riten inszenieren Hindus die Heiligkeit, die in jeder einzelnen Phase des Lebens blühen soll.

Upanayana: Die heilige Schnur. Aufzeichnung einer zeitgenössischen Zeremonie in New Jersey, produziert vom „Pluralismus-Projekt“ produziert vom „Pluralismus-Projekt“ der Harvard University, abrufbar unter URL:
http://pluralism.org/religion/hinduism/experience/upanayana (12.12.2014).

Quelle 3

Kurzes Video, welches die Bedeutung des Traditionellen Baratanaty-Tanzes präsentiert.

Video des Baratanaty-Tanzes von Tänzer Savitha Sastry, Youtube-Standardlizenz
https://www.youtube.com/watch?v=tZMni_xOaqU