4. Das Ideal der Unsterblichkeit und diesbezügliche Praktiken

Source 1

Auszüge aus dem Zhuangzi zum Thema Lebensverlängerung

(11:4)

Ach, wenn dein Herz fest ist, dann magst du untätig weilen beim Nicht-Handeln, und alle Dinge wandeln sich selber. Lass fahren deinen Leib; spei aus deine Sinneseindrücke; werde gleichgültig und vergiss die Außenwelt; komm in Übereinstimmung mit dem Uranfang; löse dein Herz; entlass deinen Geist; kehre zurück ins Unbewusste: dann kehren alle Wesen zurück zu ihrer Wurzel. Sie kehren zurück zu ihrer Wurzel, und du weißt es nicht, und die ungeschiedene Einheit verlassen sie nicht ihr Leben lang. Wenn du das Eine erkennst, so wird das Andere dich verlassen. Darum frage nicht nach dem Namen, spähe nicht nach den Beziehungen, und die Wesen werden von selber Leben haben!
Wolkenfürst sprach: „Ihr seid mir genaht, Himmlischer, mit Eurem Geiste, und Ihr habt mir Euer Geheimnis offenbart. Was ich mein Leben lang erstrebt, heute habe ich's erhalten!“
Darauf verneigte er sich zweimal tief und berührte mit dem Haupt die Erde. Dann erhob er sich, nahm Abschied und ging.

(15:1)

Schnauben und den Mund aufsperren, ausatmen und einatmen, die alte Luft ausstoßen und die neue einziehen, sich recken wie ein Bär und strecken wie ein Vogel: das ist die Kunst, das Leben zu verlängern. So lieben es die Weisen, die Atemübungen treiben und ihren Körper pflegen, um alt zu werden wie der Pong Zu.

Aus: Chuang-tzu (1972): Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Aus dem Chinesischen übertragen und erläutert von Richard Wilhelm. Düsseldorf: E. Diederichs (Die Philosophie Chinas), S. 122 – 124 u. 169.
http://nothingistic.org/library/chuangtzu/index.html (02/09/2014).

Einige Auszüge aus dem Zhuangzi (Buch des Meisters Zhuang) zu verschiedenen Techniken, mit Hilfe derer Einklang mit dem Dao und eine Verlängerung des Lebens erlangt werden kann. Das Zhuangzi ist ein grundlegender Text des Daoismus, der nach seinem Autor benannt ist – Meister Zhuang. Einige der älteren Kapital datieren auf das späte vierte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, während die anderen Abschnitte ein oder zwei Jahrhunderte später entstanden sind.

Source 2

Auszüge aus dem Jiudan jing (Buch der neun Elixiere)

1)

Wenn du die göttlichen Elixiere mischen willst, solltest du dich in den Tiefen eines Gebirges aufhalten, in einem weiten Moorland, oder an einem verlassenen Ort, der auf Meilen unbewohnt ist. [...]

2)

Wenn du die großen Heilmittel mischen willst, solltest du dich stets an einem ruhigen Ort in den Wäldern der Berge aufhalten. Bau die Kammer der großen Heilmittel auf und hänge vier Schwerter an die vier Seiten.
[...]

3)

Um die Heilmittel vorzubereiten, ist der fünfte Tag des fünften Monats der günstigste, gefolgt vom siebten Tag des siebten Monats.
[...]

4)

Wenn du das Feuer entfachst, solltest du eine Zeremonie neben dem Schmelztiegel abhalten.
[...]

5)

Zur Vorbereitung [der neun Elixiere] erhitze und verwandle diese fünf Minerale gemeinsam: Zinnober, Realgar, Alaun, laminaren Malachit und Magnetit. Jedes Mineral wird fünf Umwandlungen unterzogen, und jede Umwandlung erzeugt fünf Farben. Es gibt fünf Minerale und daher 25 Farben.
[...]

6)

Wenn du dich unsichtbar machen möchtest, oder bereits jetzt erfahren möchtest, was erst noch passieren wird, oder die Zeit anhalten möchtest, um nicht mehr zu altern, nimm ein Fleckchen des gelben Elixiers zu dir und du wirst einem langen Leben ohne Tod entgegensehen.
[...]

7)

Nachdem du Gold erschaffen hast, nimm davon einhundert Pfund und halte eine große Zeremonie ab.

Great Clarity: Daoism and Alchemy in Medieval China, (Stanford: Stanford University Press, 2006), S. 88, 95 – 96, 161 – 162,163 – 164 u. 169. Ins Deutsche übersetzt von Anke Kasper.

Auszüge aus dem Jiudan jing (Buch der neun Elixiere), bei dem es sich um den frühesten (zweites Jahrhundert n. Chr.) alchemistischen Text handelt, der vollständig erhalten ist.

Source 3

Der daoistische Unsterbliche Lü Dongbin

Eine japanische Tintenzeichnung, die den daoistischen Unsterblichen Lü Dongbin porträtiert.

Lü Dong-bin
Von Sesson Shukei
Muromachi-Zeit, 16. Jahrhundert
Tinte auf Papier
Museum Yamatobunkakan, Nara
Foto abgerufen unter http://commons.wikimedia.org/...Dôhin_par_le_peintre_japonais_Sesson_Shukei.jpg 
(02/09/2014). lizenzfrei.