Einführung in den Hinduismus
Giovanni Lapis. Ca' Foscari University of Venice (Italy)
Der Hinduismus als eine der großen Weltreligionen ist auf dem indischen Subkontinent entstanden. Er setzt sich aus mehreren verschiedenen philosophischen Systemen, Glaubensrichtungen und Ritualen zusammen. Hindus akzeptieren und feiern sogar dieses vielschichtige plurale Erbe. Diese Eigentümlichkeit resultiert aus einer weithin geteilten hinduistischen Auffassung, wonach das, was mit „Wahrheit“ oder „Wirklichkeit“ beschrieben wird, nicht unumbrüchlich feststeht. Daher vertritt der Hinduismus eine Ansicht, die besagt, dass Wahrheit in vielen verschiedenen Quellen gesucht werden muss und nicht auf verbindliche, normative Glaubensaussagen zu reduzieren sei.
Der Kern des hinduistischen Glaubens besteht in dem Glauben an ein Absolutes, genannt Brahman, die immerwährende Grundlage der Realität, die sich hinter einer Welt in einem zyklischen Fluss aus Geburt, Entwicklung und Zerstörung befindet. Das Gegenstück hierzu ist der Atman, das Äquivalent des Brahmans, das in jedem Individuum verborgen ist, ein Abglanz der Ewigkeit im Innern eines jeden menschlichen Wesens. Die Erkenntnis dieser Entsprechung von Atman und Brahman, das heißt, die Erkenntnis der Ewigkeit im Innersten eines Individuums, stellt das letztendliche Ziel für alle religiösen Traditionen des Hinduismus dar.