6. Autorität und Minister
Die Autoritätsfrage stellt sich in jeder Religion. Wer hat sie inne? Worauf ist sie begründet? In den sogenannten Offenbarungsreligionen wie dem Christentum liegt die Autorität hauptsächlich auf der Schrift, die als von der göttlichen Instanz offenbart und abgeschlossen gilt (der Bibelkanon). Danach stellt sich die Frage nach der Interpretation dieser Schriften und der Offenbarung selbst ebenso wie die Fragen nach denen, die über den Text sprechen, ihn interpretieren und lehren dürfen bzw. die Sakramente (in welcher Zahl auch immer) vollziehen und religiöse Zeremonien abhalten dürfen.
Entscheidung Nr. 8, außerordentliche Sitzung der 68. Nationalsynode der Französischen Reformierten Kirche
Ab dem 20. Jahrhundert durften auch Frauen in protestantischer Theologie unterrichtet werden. Zur Zeit der beiden Weltkriege und des daraus resultierenden Mangels an Pastoren mussten die Frauen das kirchliche Leben in die Hand nehmen; dies bestand unter anderem auch darin, die Gottesdienste zu leiten. In Frankreich wurden die ersten Priesterinnen in den späten 1920ern im Elsass ordiniert. In den Fünfzigern widmete sich die französische Reformierte Kirche dem heiklen Thema der Priesterinnenweihe. 1966 schließlich beendete eine außerordentliche Sitzung der 58. Nationalsynode diese Diskussion und öffnete das Priesteramt ohne Einschränkung für Frauen. Indem sich diese historisch-kritische Exegese von der alten Tradition distanzierte, brach sie zum ersten Mal mit dem Gesetz des Apostels Paulus. Heutzutage stellen Frauen 20 % der Pastoren in Frankreich und wir finden Priesterinnen überall auf der Welt.
Die nationale Synode:
1. Bringt die Dankbarkeit der Kirche gegenüber Frauen, die bereits ein Kirchenamt (Assistenz in einer Pfarrgemeinde, Diakonin* etc.) bekleiden, zum Ausdruck. Es erkennt die eminente Ehrwürdigkeit ihrer Ämter an und möchte deren Beachtung durch eine genauere Definition ihrer Aufgaben und Verantwortungen fördern. (Einstimmig bewilligt)
2. Durch die Erkenntnis, dass Christus seine Kirche durch die Einheit, Verschiedenheit und gegenseitige Ergänzung der verschiedenen in ihr geschaffenen Ämter errichtet hat, entschied sie, Frauen wie Männer in den Ämtern der Schrift und des Diakonats willkommen zu heißen. (mit 74 zu 7 Stimmen bewilligt)
3. Von nun an liegt es in der Verantwortung von Kommissionen und beschlussfähigen Konzilen, diese Berufe zu überprüfen, Frauen wie Männern die Erlaubnis zur Weihe und Ordinierung zu erteilen und deren Aufgaben zu überprüfen und zu beschließen. (mit 77 zu 3 Stimmen bewilligt)
*In den Kirchen der Reformzeit waren Diakone und Diakoninnen verantwortlich für die Arbeit mit den Ärmsten des Volkes, ähnlich wie in der frühen Kirche.
Entscheidung Nr. 8, außerordentliche Sitzung der 68. Nationalsynode der Französischen Reformierten Kirche (Clermont-Ferrand, 29.-30. April 1966). Aus dem Französischen ins Englische übersetzt von Marie Lebert. In deutscher Übersetzung von Patrick Eger.
Katholische Priesterweihe
In einem weißen Messhemd gekleidet werden diese Diakone vom Bischof, an seiner Mitra erkennbar, zum Priester geweiht.
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Orthodoxer Priester beim Gottesdienst
Dieser orthodoxe Priester steht im Altarraum (dem für nicht-geistliche Leute verbotenen Bereich) und betet vor dem Altar. Auf Letzterem befinden sich die Utensilien für das Abendmahl mit Brot und Wein sowie das Evangelium.
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